Dauerausstellung

Raumzeit. Archäologische Spuren in der Mainspitze

Was war los in den letzten 100.000 Jahren auf der Mainspitze und welche Spuren haben sich davon im Erdboden erhalten? Die archäologische Abteilung im Obergeschoss des Südflügels steht am Beginn des chronologischen Rundgangs, beginnt aber in der Gegenwart. Ortsansässige der Jetztzeit und eine Medienstation machen neugierig, wie Menschen vor Jahrtausenden uns vertraute Lebensbereiche wie Bauen oder Versorgen gestalteten. Mit welchen Werkzeugen errichteten sie in der Jungsteinzeit ihre Langhäuser? Wie machte man sich in der Eisenzeit schick oder genoss am Rande des römischen Imperiums das Leben? Es darf ausprobiert werden, wie die Archäologie den Funden ihre Geheimnisse zu entlocken versucht!

Zugleich wird anhand großer Landschaftsrekonstruktionen nachvollziehbar, wie das Klima den Lebensraum von Tieren, Pflanzen und Menschen beeinflusste. Wie passten sich etwa Jäger und Sammler am Untermain der Ausbreitung von Wäldern an – und wie begann der Mensch selbst, seine Umwelt umzugestalten?


Ortszeit. Rüsselsheim seit dem Mittelalter

Von den Anfängen des fränkischen Dorfes im Frühmittelalter bis in die ausgehende Frühe Neuzeit spürt diese Abteilung dem Alltag und der Arbeit der Menschen nach. Die Abhängigkeit von Natur und Wetter, das Streben der Landesherren nach geschlossenen Herrschaftsgebieten oder sicheren Handelsrouten beeinflussten das Leben in Rüsselsheim. Dass der Ort seit dem Ende des 14. Jahrhunderts im Schatten einer Burg lag, die schrittweise zur hessischen Landesfestung ausgebaut wurde, blieb für die Ansässigen nicht ohne Folgen. Reformation und 30jähriger Krieg wirkten sich auf das Leben der Bewohner des Dorfes und auf die Landsknechte in der militärischen Anlage aus. Eine große Medienstationverbindet Grabungsfunde aus der Festung mit virtuellen Rekonstruktionen ihrer Ausbauphasen. Grafen und Baumeister kommen zu Wort underläutern unterhaltsam Hintergründe. Aktivangebote von Adam Rieses Rechentisch bis zum Wappen-Spiel machen diese Zeit besonders erfahrbar.


Maschinenzeit. Eine Landgemeinde wird Industriestadt

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1976 präsentiert das Stadt- und Industriemuseum die Geschichte der Industrialisierung in verschiedenen Dimensionen. Als Sinnbild für den schaffenden Menschen und als Einstieg in die Welt des Handwerks trifft man beim Betreten der Ausstellung zunächst auf den Schmied am Amboss. Seine Arbeit wird gleich eingangs in einem Schattenspiel präsent. Am anderen Ende des Raumes findet die Inszenierung ihr Gegenstück in einem Schattenfilm, der drei Arbeiter am Fließband zeigt. Zwischen handwerklicher Produktion und industrieller Massenfertigung am laufenden Band führen zwei Wege ins 20. Jahrhundert, verändert sich die Welt Stück um Stück. Auf dem Weg zur Fabrik begegnen die Besucherinnen und Besucher den Arbeiterinnen der ersten Manufakturen und dem Besitzer der ersten Fabrik in Rüsselsheim. Weitere Stationen erzählen von den Anfängen der Nähmaschinenfabrikation bei Opel und der beginnenden Fahrrad- und Automobilproduktion sowie schließlich der Massenfabrikation um die Jahrhundertwende.

Parallel leitet der Weg vom Dorf zur Stadt die Besucherinnen und Besucher über die Themeninseln Konsum und Versorgung, Pendler und Verkehr, Bauen und Wohnen bis hin zur Entwicklung der städtischen Infrastruktur. Rund um das Fließband entspinnt sich die Erzählung von Aufbrüchen, Krisen und Kriegen der Geschichte des 20. Jahrhunderts. In der Ausstellung mischen sich die großen Linien der Geschichte mit den kleinen gelebten Geschichten vor Ort.


Weltzeit. Wiederaufbau, Wachstum und Krisen bis zur Gegenwart

Im Nordflügel findet sich die Abteilung zur Geschichte der Stadt Rüsselsheim und des Opelwerks nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Ein Opel-Blitz-Lastwagen bildet die Brücke von der Rüstungsproduktion in die Geschichte des Aufbruchs. Nach der Not der Nachkriegszeit und dem Wiederaufbau von Stadt und Opel-Werk wuchsen beide in gegenseitiger Abhängigkeit rasant. Eingebettet in die bundesdeutsche Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte erzählt die Ausstellung unter anderem, wie Bauboom und Planungseuphorie, Arbeitsmigration und Rationalisierung die Geschichte vor Ort prägten.